2007 landet die Dresdner Popband Polarkreis 18 mit „Allein, allein“ einen Hit. Nach der Trennung macht Sänger Felix Räuber weiter Musik - und stellt nun ein künstlerisch besonderes Werk aus.
Dresden (dpa/sn) - Geräusche der Spielzeugmacher, die Hymne der Bergleute oder die Stille des Waldes: Im Museum für Sächsische Volkskunst in Dresden können Besucher bis Oktober den Klang Sachsens erleben. Der Musiker und Komponist Felix Räuber hat bei einer Tour durch seine Heimat Geschichten von Menschen und ihre Melodien, Töne, Laute, Sprachen, Umgebungsgeräusche und Noten gesammelt. „Mit den Protagonisten haben wir ein neues Stück Musik geschaffen“, sagte der frühere Polarkreis 18-Sänger am Montag bei der Präsentation seines Kunstprojekts „Wie klingt Heimat?“. Die dokumentarische Installation bilde acht Kulturkreise imaginär nach - von Instrumentenmachern im Musikwinkel über „Männelmacher“ im Erzgebirge und sorbische Osterreiter bis zu den verlassenen Tagebauen in der Lausitz. Damit könnten sich Menschen auf seine Reise begeben, „aber vor allem wollen wir, dass sie sich auf ihre eigene Reise begeben“, sagte er.
Wegen der vielen Ortswechsel - Räuber pendelt zwischen Dresden und Berlin - sei die Frage, was Heimat ist, nicht so leicht zu beantworten. „Vielleicht auch weil ein Teil von mir Angst hat, dass ich sie noch nicht gefunden habe, diese Heimat.“ Bei seiner Spurensuche habe er gelernt, „dass Heimat ein zutiefst verinnerlichtes Gefühl ist, was aus Traditionen, Erinnerungen, Gemeinschaft, Familie, Gerüchen, aber eben auch aus Klängen entsteht“. Dieses Gefühl sei nicht ortsgebunden und dürfe vor allem nicht politisch instrumentalisiert werden.
Drei Jahre tourte der Künstler zwischen Vogtland und Lausitz, mit Aufnahmegerät und Instrumenten, um den Soundtrack seiner Heimat einzufangen. „Er ist so vielfältig wie das Wort selbst“, sagte Räuber. Die daraus komponierte Sinfonie der Kulturen wurde bei den Dresdner Musikfestspielen uraufgeführt. Die akustische Expedition aus Doku-Film, Musikproduktion, Live-Events und Performances hat Bühnen- und Kostümbildnerin Andrijana Trpkovic inszeniert.
Darin zu hören sind das Steigerlied, ein Osterreiter-Chor, eine Silbermannorgel, ein unveröffentlichter Raumschiff-Song von Liedermacher Gerhard Gundermann oder einfach das Rauschen des Waldes. Objekte wie sorbische Trachtenpuppen, die Uniform des Bergmusikkorps Saxonia oder Utensilien aus der Werkstatt eines Holzspielzeugmachers in achter Generation im Erzgebirge illustrieren die Klänge - an einem Keyboard kann man daraus laut Räuber „einen eigenen Sound der Heimat kreieren“.
Fotos: Sascha Lasarzewski
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